Der Blog von Dirk und Eileen auf Reisen.

Sonntag, 12. August 2012

Das war's: Good Bye Canada!

Das war's: Good Bye, Canada!

Das erste dreiviertel Jahr unseres Abenteuers ist zu Ende und damit auch unser Kanada-Aufenthalt. Denn heute verlassen wir dieses großartige Land und setzen unsere Tour in den USA fort. Doch das ist eine andere Geschichte. Bevor wir euch die erzählen, wollen wir zunächst unsere Eindrücke, die wir in Kanada gesammelt haben, zusammenfassen und zum Besten geben.
 
Kanada hat uns beeindruckt. Ihr konntet mitverfolgen, was wir erlebt haben, daher wollen wir euch nicht mit Wiederholungen langweilen. Einige Ergänzungen, gelegentlich auch mal aus einer kritischen Perspektive:

Kanadier sind naturverliebt und verbringen ihren Urlaub gerne mit Campen. Schöne Plätze sind daher touristisch erschlossen, manches Mal war uns das zu viel Rummel (RV Parks, Helifluege, horrende Parkgebühren).  
 Einsamkeit in CA findet man wohl eher weiter nördlich, im Yukon oder den NWT. Die zu bereisen ist unser Budget sowie unser Zeitplan leider zu schmal.
Frustrierend waren ausserdem Schilder wie " Private Property" und "No Trespassing" an nahezu allen schönen Plätzen oder Zugängen besonders in ON und BC. Berge, Inseln...hier scheint es keine Grenzen zu geben. Vielleicht, weil wir in
D gewohnt sind, dass der Zugang zur Natur für alle Bürger offen ist, haben solche Schilder mehr als einmal die Stimmung gedrückt. Vielleicht wollen wir aber auch einfach nur zuviel. Jedenfalls haben wir uns eine Theorie dazu zurechtgezimmert: Es war einmal eine Zeit, als die ersten Siedler nach Kanada kamen. Sie staunten ob der Schätze und Schönheiten, die sich ihnen boten. Doch neue Siedler kamen und wollten auch einen Platz an der Sonne. Streit und Unmut drohte. Zum
Glück ist Kanada ein grosses Land. So nahm man kurzerhand eine Flagge, rammte sie in den Boden und reklamierte: "Meins!" Mit der Zeit, spätestens seit Canadian Tire Schilder verkauft, wurden die Flaggen, die über die Zeit ohnehin gelitten hatten, mit Blechschildern ersetzt: "Private Property. No Trespassing" sprechen seither eine deutliche Sprache.
Natürlich sind das nur wilde Spekulationen, zusammengebraut aus Hollywood Filmen und Frustration. 

Um nochmals auf nervige Schilder zurückzukommenAm Anfang unserer Reise stießen wir oft auf "Closed for the season" Schilder, beim Durchqueren des Kontinents nervte uns "No overnight parking" auf Rastplätzen, aber eine Unmenge an Warnschildern: "Take a break when you're tired". Bloß, nach 9 Uhr abends durfte man auf den Rastplätzen nicht mehr parken, manche waren außerhalb der Saison sogar abgesperrt. 
Andererseits: Oft wurde auch ein Auge zugedrückt, Hinweise wo man über Nacht parken kann, bekamen wir selbst von der Touristinfo. Wenn wir ein Nachtlager als Private Property identifizieren konnten, haben wir dort natürlich nicht geparkt. Bestimmt haben wir uns das ein oder andere Mal dennoch auf ein Privatgelände verirrt (die Grundstücke sind riesig), wir sind jedoch nie geweckt oder fortgeschickt worden. Viele Kanadier reisen auf dieselbe Art und kennen die Problematik. Einmal bspw standen wir in der Einfahrt eines Hotels, weil wir hofften, von dort einen schönen Sonnenuntergang in den Bergen erleben zu können. Nach kurzer Zeit kam ein Angestellter, der uns erlaubt hätte, über Nacht stehen zu bleiben. Wir sollten nur etwas an die Seite fahren, damit Autos noch passieren können. 

Schade finden wir allerdings die - im Vergleich zu vielen europ Ländern - nahezu rückschrittlichen Umweltschutzbemühungen. Besonders seitens der Regierung und Wirtschaft, aber auch in der Bevölkerung scheint kein besonders ausgeprägtes Umweltbewusstsein vorhanden zu sein. Insbesondere Nachhaltigkeit scheint zumindest für die kanadische Regierung sowie Wirtschaftsgrößen ein Fremdwort zu sein. 
Ob Tim Hortons oder McDonalds Becher auf scheinbar abgelegenen Wanderwegen (gibt's in D bestimmt auch, macht's aber nicht besser), Ölsand oder Holzindustrie in BC. Statt Forstwirtschaft werden ganze Landstriche einfach komplett abgeholzt, die Kahlschläge verschandeln nicht nur die Landschaft, es ist zudem wenig nachhaltig, dem nachwachsenden Wald fehlt die Artenvielfalt. Bei der Aufforstung hat man angeblich eine Lücke von 20 Jahren.
Uns schien, als steckte die Umwelterziehung tlw noch in den Kinderschuhen, Mülltrennung, Pfand, Motor aus scheint relativ neu zu sein (oder nur nicht akzeptiert?). Vielleicht weil man sich in CA noch nie zuvor Gedanken um begrenzte Ressourcen oder Platz machen musste - beides war bislang im Übermass vorhanden.

Zum Verkehr: Die Regelung bei roten Ampeln rechts abbiegen zu dürfen, finden wir gut. 4 way Stop Schilder dafür extrem nervig. 
In manchen Provinzen sind Schotterpisten Hauptstraßen, ohne Vorwarnung. Kein Wunder, dass alle Pick Ups fahren!

Wenn man soviel Zeit wie wir im Auto verbringt, tut man die verrücktesten Dinge, um sich zu beschäftigen. Wir verzichten darauf, eine Aufzählung zu geben 😉. Nur eines: Wenn man den 5ten Beaver Lake oder Moose River passiert, dann setzt das die Phantasie in Gang: Erste Siedler. Eine Familie auf der Suche nach einer neuen Heimat. Es ist abends, Dämmerung. Das Kind ruft aus: "Mama, guck mal, ein Biber!!! Was macht der da?!" "Der lebt hier mein Schatz. Das ist der Beaver Lake."...You get the idea. 

Insgesamt können wir eine Reise nach CA (auf welche Art ist jedem selbst überlassen) nur empfehlen. Soviel Weite und Schönheit kann nur beeindrucken und lässt anders über Distanzen denken. Fremdenfeindlichkeit sind wir nie begegnet, ganz im Gegenteil. Insgesamt haben wir Kanadier als freundlich und hilfsbereit erlebt, oft wurden wir angesprochen wegen des Blue Van (und dem Schriftzug Rückenwind, gefühlt jeder Dritte hat Eltern oder Großeltern aus D). Es ergab sich immer ein nettes Schwätzchen und gute Tipps, uns wurde sehr aufgeschlossen begegnet und wir haben uns immer willkommen gefühlt. 
Wir haben Bären, Wale und Adler in freier Wildbahn gesehen, haben 800 Jahre alte Bäume bestaunt, Gletscher bewundert und Gletscherwasser direkt aus der Quelle getrunken. Wir sind tagelang geradeaus durch flache Prärien gefahren, sind am Meer aufgewacht und haben mit Walen gefrühstückt. Wir haben viele nette Menschen kennengelernt, Email und Facebook- Adressen ausgetauscht und beinahe jeden Tag einen neuen Ort mit neuen
wundersamen Dingen bereist. Es war toll. Trotz Moskitos und nervigen Schildern, trotz Hitze und Kälte und Regen zum falschen Zeitpunkt. That's Life.
Wir lassen uns nicht dazu hinreissen, zu sagen, wo es am schönsten war. Findet es selbst heraus! 
Natürlich war nicht immer alles perfekt und wir sind (sehr selten zwar) sogar auf unfreundliche Kanadier gestossen. Aber, hallo? Wir durften nahezu 9 Monate Kanada erleben, schmecken, fühlen und hören, immer mit euch in Begleitung - das war einmalig! Wir sind ein wenig traurig, dass diese Geschichte nun zu Ende ist, aber wir freuen uns auch auf die nächste. Und wir hoffen, dass wir auch in dieser auf eure Begleitung zählen können.
Bis bald
d-leen
KM insgesamt: 20.910
Benzin: 3.088 l
Wetter: zwischen -15 Grad und + 35 Grad. Sonne, Regen, Schnee, wolkenverhangen, Nebel, wolkenlos. Schneehose, T-Shirt, kurze Hosen und Bikini. 

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