Der Blog von Dirk und Eileen auf Reisen.

Sonntag, 19. Februar 2012

Detroit

Hey Leute!

Hier kommt also unser Bericht von Detroit. Letztes Wochenende (10. - 12.02.12) waren wir Dirks Cousin in Northville bei Detroit besuchen. Bei dieser Gelegenheit haben wir uns nicht nur in  der beschaulichen Wohngegend von Northville umgeschaut, sondern haben natürlich auch einen Ausflug nach Detroit gemacht.
Detroit ist, um es kurz zu fassen, am Ende. Diesen Eindruck muss man nach einem (vielleicht zu kurzen) Besuch in Detroit bekommen. Je näher man der Stadtmitte kommt, desto verfallener und trostloser werden die Gebäude. Detroit hat unter der Wirtschaftskrise besonders gelitten, das hat man in Funk und Fernsehen mitbekommen. Aber begreifen konnten wir das erst, als wir die Stadt tatsächlich gesehen haben - verlassen, manchmal wie eine Geisterstadt kam sie uns vor. Wir haben uns dann viele Namen ausgedacht: Ghetto City, Dead City, Stadt der Hoffnungslosigkeit, Stadt der Trostlosigkeit...alles das würde passen. Vielleicht tun wir Detroit auch Unrecht, als wir da waren, gab es gerade ein kleines Stadtfest, es scheint, als hätten die Bewohner und Verantwortlichen Detroit noch nicht aufgegeben. Auf den Fotos könnt ihr aber erkennen, warum dieser deprimierende Eindruck von dieser Stadt entsteht - viele Fotos sind in der Stadtmitte selbst entstanden.
(Hintergrundinfo: Man muss auch wissen, dass der Stadtkern in nordamerikanischen Städten nicht mit denen in europäischen Städten - als kulturelles Zentrum - zu vergleichen ist. Dies liegt an der besonderen Geschichte der Besiedlung und Entwicklung der Mobilität in Nordamerika. Dennoch spielt sich auch in nordamerikanischen Städten das Leben mittlerweile viel und oft in der Stadtmitte ab: Diensleistungszentren haben sich hier entwickelt (Banken, Mals...), Touristen kommen hierher etc.)
Alles in allem hatten wir aber eine schöne Zeit dort - vielen Dank an dieser Stelle noch einmal an die Gastfreundschaft von Sascha und Caiyue, die uns mit Unterkunft und ausgiebigem und leckerem Essen versorgt haben. Großer Vorteil übrigens, wenn man beim chinesisch essen gehen eine Chinesin dabei hat, ist, dass man erstens: die Speisekarte versteht und zweitens, auch die Speisekarte für das chinesisch-chinesische Essen bekommt. (Da gibt es Unterschiede! Dirk und ich haben die amerikanisch-chinesische Speisekarte bekommen und Sascha und Caiyue die chinesisch-chinesische. Folgerichtig wurden wir dann von der Kellnerin auch gefragt: Do you want to eat american-chinese or chinese-chinese?) Das war übrigens in Ann Arbor, einer kleinen Studentenstadt in der Nähe von Detroit.
Außerdem waren wir in einer - für uns wie aus dem Bilderbuch geschnittenen - typischen amerikanischen Kneipe, Steak essen und anschließend im Hooters, von dem Eileen bis dato noch nie etwas gehört hat. Ich hoffe, alle männlichen Leser sind nicht so unwissend, denn das Hooters ist berühmt für seine hübschen und knapp bekleideten Kellnerinnen. Die haben sogar eine Showeinlage veranstaltet und auf der Theke den Hoola Hoop Reifen um die Wette kreiseln lassen. Bis auf zwei deutsche Männer hat das jeden Mann in der Bar dazu veranlasst, mit offenem Mund vor der Theke zu stehen. Es lebe die Doppelmoral!


Detroit ist von Toronto übrigens gerade mal 400km entfernt. Die einzige Schwierigkeit dabei ist die amerikanische Grenze, aber auch die haben wir gemeistert. Der Blue Van wurde gefilzt und wir mussten die üblichen Fragen beantworten, die man jedem Fremden gerne beantwortet: Woher wir uns kennen? Und wie lange? Haben wir vor zu heiraten? Was machen wir in den USA? Wie lange wollen wir dort bleiben? etc. Zum Schluss hat uns der Beamte dann einen Stempel vom 10.02.2011 statt 2012 in den Pass gedrückt - lange lebe die USA! Heißt also, dass wir 2 Tage später bei unserer Ausreise laut Pass, 9 Monate und 2 Tage über unserem Visum lagen. Bei der Wiedereinreise nach Kanada hat das zum Glück keinen Ärger gegeben, das Gespräch ist aber dennoch wert, hier kurz wiedergegeben zu werden:
(nachdem wir erzählt haben, warum und wo wir waren)
Grenzbeamter: Haben Sie was zu verzollen?
Wir: Nein, haben wir nicht.
Grenzbeamter: Nichts gekauft??? (Subtext: Warum fährt man dann nach Detroit???)
Wir: Nein, haben wir nicht.
Grenzbeamter: Irgendwelche Waffen dabei?
Wir: Nein, auch nicht.
Grenzbeamter: Nichts? Messer, Pfefferspray...?(Subtext: Ihr fahrt nach Detroit, kauft nix, und habt nicht mal Waffen dabei? Seid ihr des Wahnsinns?)
Wir: Nein, nichts.
Grenzbeamter: Ok, gute Fahrt. (Subtext: Die spinnen, die Deutschen)


Wettermäßig, um euch alle zu beruhigen, war es an diesem Wochenende übrigens auch mal kalt. Wir hatten -14 Grad, in Detroit wie in Toronto, und sogar ein bisschen Schnee! Montag war der Spuk dann schon wieder vorbei und seither haben wir wieder Plusgrade, so um die 2 Grad rum. Nur heute war es mal wieder ein bisschen kälter, dafür sonnig und daher zu ertragen. Für die Kanadier ist das hier eh Zuckerschlecken und nicht ernst zu nehmen. Als Schal- und Mützenträger sind wir hier oft, OFT, in der Minderheit.

Schließlich sind wir nun Mitglieder im kanadischen Pendant zum ADAC, CAA, wie das hier heißt. Anders als in Deutschland beginnt die Mitgliedschaft erst 7 Tage nach Unterschrift und nicht wie bei uns, ab sofort, nach der Panne auf der Autobahn. Hier ein kleines Lob auf unseren Blue Van, er hat uns gut und sicher hin und zurück gebracht, ohne Mucken, ohne Zucken, bei einer grandiosen Durchschnittsgeschwindigkeit von 80km/h bei einem Verbrauch von gerade mal 16,7l auf 100km (der Satz kommt von Dirk, wer hätte das erraten? *g*)

Soviel erst mal von uns,
bis zum nächsten Mal
d-leen


Was macht man, wenn eine Gegend total zu verfallen droht? Man bezahlt ein paar verhungernde Künstler, die Häuser etwas aufzupeppen. So geschehen in der Heidelberg Street in Detroit.

Mit bunten Punkten sieht das Haus gar nicht mehr so schlimm aus.

So wie das hier zum Beispiel. Fiel leider nicht unter das the heidelberg project, dafür verfiel es.
Den Baum hat das nicht interessiert. Kunst?
                                     
Detroit hat eine schöne Hochbahn (People Mover) , von der aus dieses Foto entstanden ist. Der kritische Blick ist berechtigt.

Links im Bild, Kanada. 

GM-Building im Hintergrund.

Mitten in der Stadt. Der gelbe Fleck ist übrigens ein mit Holz vernageltes Zimmer. Nachts fehlen hier nur noch die Zombies.

Ausblick von der Hochbahn auf Detroit.
Die berühmte 8-Mile Road. (Eminem lässt grüßen)
Im Stadtkern von Detroit. Wenn man genau hinschaut, sieht man auch hier  kaputte und verrammelte Fenster.
                                       
Diese Häuser sehen nur von Weitem noch einigermaßen aus. Die meisten sind unbewohnt.

Auf dem Weg nach Detroit Downtown (Grand River Ave).
Dieses Hochaus Nähe Stadtkern steht komplett leer. Es ist nur eines von vielen. Wenn man genau hinschaut, erkennt man, das auch hier die Fensterscheiben fehlen.

Zumindest an Ampeln wird nicht gespart.
Eintritt: 1 Dollar oder eine Spende in Form einer Konservendose oder einem Buch.

Sascha, Caiyue, Dirk und Eileen auf dem Winter Blast. Im Hintergrund werden Marshmallows überm Feuer gegrillt.

Gänse auf der Flucht vor Dirks Linse in Northville.

Northville Place. Zum Beweis mit Blue Van.
                                     
Northville. Beschaulich, schön, ruhig.
                                       
Der Blue Van hat sich auch von Eileen zähmen lassen.

Auf der Heimfahrt.

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